Eine Verbindung zu der unbeliebten Kirche reicht aus, um vom politischen Leben und sogar von humanitären Aktivitäten ausgeschlossen zu werden.
Von Massimo Introvigne
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Während der Versuch, die Vereinigungskirche in Japan nach der Ermordung von Shinzo Abe aufzulösen, der Hauptgrund zur Besorgnis ist, wie im vorherigen Artikel dieser Serie erläutert, gibt es noch andere unerträgliche Akte der Diskriminierung, die auf ein in Japan herrschendes breiteres Klima der Intoleranz hindeuten.
Am 26. Oktober 2022 änderte die Liberaldemokratische Partei, d. h. die größte Partei Japans und der wichtigste Teil der Regierungskoalition, ihren Verhaltenskodex und fügte eine Regel 5-4 ein, die verlangt, dass ihre Parlamentsmitglieder in keiner Weise mit „Organisationen oder Gruppen zusammenarbeiten sollten, deren Aktivitäten Bedenken von sozialer Relevanz aufwerfen“. Ein Schreiben, das am selben Tag an alle Diet-Mitglieder der Partei verschickt wurde (eine Kopie liegt Bitter Winter vor), enthielt den Betreff „Betreffend den Abbruch der Beziehungen mit der Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung (ehemalige Vereinigungskirche)“, was deutlich macht, wer ins Visier genommen und ausgesondert wurde. In dem Schreiben wurde erklärt, dass „die Teilnahme an Treffen und Veranstaltungen“ und „das Versenden von Glückwunschtelegrammen, Botschaften usw. “ verboten werden, ebenso wie die Annahme von Unterstützung „für Wahlen und politische Aktivitäten“ von der Vereinigungskirche „und der mit ihr verbundenen Organisationen“.
Einerseits wird eine Kategorie von japanischen Bürgern zweiter Klasse geschaffen, die sich allein aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen nicht frei an den politischen Aktivitäten der größten Partei beteiligen können. Andererseits wird auch die Freiheit der Politiker beschnitten, an Versammlungen teilzunehmen, die sie für angemessen halten. Durch die Einbeziehung von „verbundenen Organisationen“ bezieht sich das Schreiben implizit auf die Universal Peace Federation und hindert japanische Politiker der Liberaldemokratischen Partei daran, an Konferenzen teilzunehmen, auf denen regelmäßig Präsidenten, Premierminister und andere prominente Führer zahlreicher Länder sprechen.
Daishiro Yamagiwa, der Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung, wurde am 24. Oktober zum Rücktritt gezwungen, weil er vor elf Jahren an einem Treffen einer mit der Vereinigungskirche verbundenen Gruppe in Nigeria teilgenommen und 2018 ein kurzes Treffen mit FFWPU-Leiterin Dr. Hak Ja Han Moon gehabt hatte.


Der Angriff auf „angegliederte Organisationen“, die mit der Vereinigungskirche in Verbindung stehen, hat inzwischen paranoide Ausmaße erreicht. Unter dem Druck von Medien und linken Politikern hat das Außenministerium eine Auszeichnung annulliert, die es an eine Frau, Frau Hozan verliehen hatte, die mehr als zwanzig Jahre lang eine Schule in Mosambik leitete. Ein japanischer Botschafter besuchte die Schule und würdigte sie als beispielhafte Freiwilligenarbeit von japanischen Bürgern in Afrika. Der Grund für die Annullierung des Preises ist, dass Frau Hozan Vorstandsmitglied der Women’s Federation for World Peace International (WFWP) ist, einer Organisation, die von der Leiterin der Vereinigungskirche/Familienföderation, Dr. Hak Ja Han Moon, gegründet wurde. Die Women´s Federation hat einen allgemeinen Beraterstatus beim ECOSOC, dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen, und hat für ihre Bemühungen zugunsten von Frauen in Entwicklungsländern auf breiter Ebene Anerkennung erfahren.
Darüber hinaus wurde die WFWP sowohl verleumdet als auch administrativ schikaniert. So habe ich beispielsweise Beweise dafür gesehen, dass die Registrierung der WFWP-Ortsgruppe Hokkaido am 28. Oktober vom Sapporo City Council of Social Welfare nach dreißig Jahren der Zusammenarbeit annulliert wurde. Die WFWP ist weder an den religiösen Aktivitäten der FFWPU beteiligt, noch sammelt sie Spenden in deren Namen. Offensichtlich wird eine von den Vereinten Nationen anerkannte Organisation nur wegen der Religionszugehörigkeit ihrer Gründerinnen und einiger ihrer Mitglieder diskriminiert.
Es gibt noch mehr zu berichten. Ein Klima der Intoleranz und Diskriminierung, das durch Hassreden angeheizt wird, hat auch zu Hassverbrechen geführt.
Bitter Winter hat Beweise vorliegen für häusliche Gewalt gegen Frauen, die Mitglieder der FFWPU sind, durch ihre Ehemänner, die nicht der Kirche angehören und von Verleumdungskampagnen gegen sie aufgestachelt wurden; desweiteren für das Mobbing von jungen Gläubigen in der Schule und für Belästigungen von erwachsenen Mitgliedern am Arbeitsplatz. In den sozialen Medien gab es Drohungen gegen Kirchen und Geistliche und auch Todesdrohungen, oft begleitet von rassistischen Beleidigungen gegen eine „koreanische“ Gruppe.
Die Mitglieder der Vereinigungskirche in Japan leben in Angst. Abes Attentäter Tetsuya Yamagami, hetzte zunächst in den sozialen Medien gegen die Kirche und griff dann zu tatsächlicher Gewalt und Mord. Es gibt keine Sicherheit vor Hassverbrechen, solange Hassreden andauern. Das Ausmaß des Hasses, der in den meisten (wenn auch glücklicherweise nicht allen) japanischen Medien verbreitet wird, die Macht der Anti-Vereinigungskiche-Lobby und die Tatsache, dass die Regierung so verängstigt und unfähig zu sein scheint, sich dagegen zu wehren, sind alles Beweise für eine Hexenjagd, die alarmierende Ausmaße angenommen hat. Nur eine Internationalisierung der Krise kann sie lösen und schwerwiegende Verstöße gegen die Religions- und Glaubensfreiheit in Japan verhindern.